Folgende Bücher zum Thema Höflichkeit möchten wir empfehlen:
Moritz Freiherr Knigge:
Spielregeln
Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2004, 2006
ISBN 978-3-404-605/72-9
Moritz Freiherr Knigge und Michael Schellberg:
Eine Frage, Herr Knigge
Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2008
ISBN 978-3-404-66418-4
- oder wer nicht lesen, sondern lieber hören möchte, dem sei das Hörbuch empfohlen:
Moritz Freiherr Knigge und Michael Schellberg:
Unhöfliche Zeiten
Wie wir uns und anderen das Leben zur Hölle machen.
Vokalbar Nov. 2012
2014 ist von Moritz Freiherr Knigge und Michael Schellberg ein kleines Heftchen mit sehr nachdenkenswerten kurzen Texten und anregenden Karikaturen erschienen:
"Heute schon den richtigen Ton getroffen?
Anregungen zum Umgang mit Menschen"
Verlag: Vokalbar
ISBN 978-3-93969-614-8
Sybil Gräfin Schönfeldt:
Anstand
Piper Verlag GmbH, München 2009
ISBN 978-3-492-25491-5
Hilka Otte:
Prozeduren menschlichen Verhaltens
Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn 2005
ISBN 978-3-873387-610-1
Rainer Funk
Der entgrenzte Mensch
Als Psychoanalytiker und Schüler von Erich Fromm beschreibt der Autor aus der Erfahrung seiner psychotherapeutischen Arbeit die Folgen der heute so oft zu beobachtenden Grenzverletzungen im Blick auf Ordnungen, Regeln und Traditionen, die bisher unser friedliches Zusammenleben förderten, wozu ja auch die Höflichkeit zählt.
Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011
ISBN 978-3-579-06756-8
Dagmar von Cramm:
Kinder-Knigge für Eltern
Südwest-Verlag 2007
ISBN- 978-3-517-06841
Aus der Reihe:
Kinderleicht wissen
Benny Blu Nr. 175
siehe unter: www.bennyblu.de
Ein Büchlein ganz anderer Art und doch auch zum Thema Höflichkeit ist:
"Ein Wessi in Marzahn" von Ralf-Peter Herold
ISBN 978-3-99010151
Aus dem Inhalt:
Aus der Pfalz kommt Hanns-Yannik Freier nach Berlin-Marzahn, um sich um seinen Sohn zu kümmern, weil dessen Mutter mit ihrem neuen Freund nach Südamerika verschwunden ist. Die Rahmenhandlung der Geschichte beginnt im Himmel und endet auch dort, zum größten Teil aber spielt sie sich genau in unserem Gemeindegebiet zwischen Havemannstraße und Raoul-Wallenberg-Straße ab. Um Höflichkeit geht es in der Begegnung des Wessis mit unseren vietnamesischen Mitbewohnern ebenso wie beim Einkaufen. Auch der Autor selbst zeigt sein gutes Benehmen, indem er sich bei allen vorkommenden Bevölkerungsgruppen, ja selbst beim Evangelisten Lukas, dessen Weihnachtsgeschichte er verfremdet, entschuldigt - einmal zu Beginn und einmal am Ende seiner Geschichte.
Wir haben herzlich beim Lesen gelacht - und zwar über Szenen, die uns wohlbekannt sind und über die wir uns schon oft geärgert haben, die hier aber so verfremdet und übertrieben wurden, dass es auf viele von uns Marzahnern sehr lustig wirkt.
Empfehlen möchten wir das Büchlein also aus mancherlei Gründen:
- weil die Höflichkeit darin, wie gesagt eine Rolle spielt,
- weil die Rahmenhandlung den großen Fragen der Menscheheit Ausdruck gibt: (Gott hat endgültig die Nase voll von uns Menschen und will ein Ende machen). Sie endet mit dem Endgericht, einer fast vergessenen Vorstellung von einer höheren Gerechtigkeit.
- weil wir uns wiedererkennen und doch merken: In Marzahn leben wir nicht am Rande, sondern mittendrin in der deutschen Gesellschaft. Marzahn - ist und kann überall sein - mit seinen Problemen einer multikulturellen Gesellschaft in der Zeit der Job-Center. Vom kleinen Mann bis hin zur großen Politik kommt alles zur Sprache.
- weil wir - wie schon gesagt, lange nicht so viel über uns gelacht haben, wie beim Lesen dieses Büchleins.
Aus älterer Zeit empfehlen wir:
Prof. Carl Hilty:
Über die Höflichkeit
Einige Kostproben:
"Zorn schadet demjenigen der ihn hat mehr, als dem, den er trifft. Man kann sich teilweise durch Gewohnheit, teils durch eine gesunde Lebensphilosophie aneignen, nicht leicht in Zorn zu geraten. Beständiger Zorn, als Grundstimmung über alles und jedes, ist dagegen die Strafe der egoistischen, oder überhaupt unidealen Menschen, wenn sie alt werden. Sie befinden sich alle in dieser Galeere und tragen Ketten mit ihren unkritischen, unwirschen und eruptiven Wesen öffentlich vor Jedermann zur Schau.." (S. 29f)
"Die völlige Überwindung des natürlichen Egoismus ist die größte menschliche Leistung, die, wenn sie gelingt, auch die größte Macht über andere gewährt; das, was wir ganz eigentlich in der "Schule des Lebens" lernen sollen, und was die einen mehr, die anderen weniger zu Stande bringen. Ohne daß wir es schließlich bis zu einem gewissen Grade fertig bringen, ist das Leben, bei allen sonstigen Erfolgen, ein verlorenes gewesen, und auch die künftige Existenz, auf die wir hoffen, würde uns nicht viel helfen mit Egoismus verbunden. denn mit demselben könnte man nicht glücklich leben, wenn einmal alle Gedanken der Menschen völlig offenbar für jedermann sind, während sie auf Erden noch verschleiert werden können und nur in Worten oder Taten ihren Ausdruck finden.
Die Aufgabe des Menschenlebens ist es, aus einem natürlichen Dasein, mit dem wir es beginnen, in ein sittlich, geordnetes auszuwachsen und die Triebfeder des Egoismus, der allerdings die Kraftquelle des natürlichen Daseins ist, durch eine bessere zu ersetzen. Wer Ihnen daher heute von einem "gesunden" Egoismus spricht, der notwendig sei, um durch die Welt zu kommen, der rät Ihnen unrichtig. "Natürlich" ist der Egoismus allerdings, wenn man überhaupt nur ein natürliches Leben, ohne ein anderes Motiv, als es möglichst zu genießen, und ohne Hoffnung auf ein Weiterleben kennt, so ist er wirklich die vorherrschende Grundstimmung, die aber weder Sie selbst, noch Andere wahrhaft glücklich macht und Sie doch vor Anderen, welche Sie lieben und von denen Sie geliebt werden wollen, verbergen müssen. Denn kein Mensch, der nur einigermaßen vernünftig ist, liebt einen ausgesprochenen Egoisten, und möchte stets mit ihm leben. Diese Theorie steht also in vollkommenen Widerspruche mit sich selber. Aber auch das glauben Sie nicht, dass man ein ganzes Leben lang im tiefsten Grunde egoistisch bleiben und dann durch eine plötzliche Umwandlung wunderbarer Art, welche durch den Tod eintreten soll, ein völlig Anderer werden könne. Das ist ein gewaltiger Irrtum, mit dem auch manche Christen unserer Tage ihre Gewissen einschläfern und aus dem sie wahrscheinlich mit Enttäuschung erwachen werden. Der Tod kann nichts schaffen, er zerstört nur; wir setzen das geistige Leben so fort, wie wir es hier verlassen, gerade wie jemand, der in der Schule in eine höhere Klasse kommt, dadurch nicht ein ganz verschiedener Mensch wird. Er kann aber in die obere Klasse nicht kommen 1 , oder er würde sich in derselben nicht an seinem Platze fühlen, wenn er nicht prinzipiell hier schon mit dem natürlichen Egoismus gebrochen und nur noch mit seinen Ausläufern und Angewohnheiten kämpft.
Davon werden wir zwar auch erlöst, größtenteils durch höhere Hilfe, immer mehr, und zuletzt vollständig; aber den Entschluss gegen den Egoismus zu sein, müssen wir an einem großen Tage unseres Lebens doch selber fassen, und je früher Sie ihn fassen, desto erfolgreicher wird derselbe sein.
(S. 60-64)