63. Station am 22. Mai 2023:

 

Die Kreuzbund-Gruppe „Kastanienallee“,
eine Selbsthilfegruppe für Suchtkranke und ihre Angehörige
Gespräch mit ihrem Leiter Bodo Schweppe,

 

Der Kreuzbund1 Diözesanverband in Berlin e.V. ist ein Fachverband des deutschen Caritas-Verbandes. Diese Arbeit begann 1896 durch den katholischen Priester Josef Neumannn in Aachen.

 

In unserem Stadtbezirk gibt es zwei dieser Selbsthilfegruppen für Suchtkranke und ihre Angehörige.

 

Die Gruppe „Oberfeldstraße“ trifft sich im Gemeindehaus von „Maria – Königin des Friedens“ in der Oberfeldstraße 58 – 60, 12683 Berlin montags von 19.00 – 20.30 Uhr.

 

Die Gruppe „Kastanienallee“ trifft sich im Stadtteiltreff Hellersdorf Nord der AWO, Kastanienallee 53, 12627 Berlin5 dienstags von 19.00 – 20.30 Uhr.

 

 

 

Ein Treffen mit der ganzen Gruppe hätte diese überfrachtet, da wir als Pilgergruppe auch meist Zehn bis Zwölf, öfter auch mehr sind. So waren wir dankbar, dass wir Herrn Schweppe auf seiner Arbeitsstelle treffen konnten: in der Fritz-Reuter Oberschule, Prendener Straße 29 in Hohenschönhausen, wo er als Lehrer für Informatik montags eine Freistunde hat.

 

Die graue Fassade der Schule wirkt von außen wenig einladend, doch wenn man - wie wir - durch die offene Tür eintritt, sieht es gleich farbenfroher aus.

 

 

An den Wänden erzählen Bilder von den phantasiereichen Arbeiten der Schüler. Wenn dies unser Thema gewesen wäre, hätten wir gern uns dafür Zeit genommen, sie genauer anzuschauen.

 

 

Herr Schweppe lud uns ein, in seinem Arbeitsraum, dem Computerraum, Platz zu nehmen. Er geht auch in der Schule sehr offen damit um, dass er ein Alkohol- und Nikotin-Abhängiger ist (suchtkrank bleibt man sein ganzes Leben). Seit 19 Jahren ist er nun schon „trocken“ und Mitglied der Kreuzbundgruppe, anfangs in der Oberfeldstraße. Als die Gruppe zu groß wurde, mehr als 18, teilte sie sich und traf sich anfangs im Gemeindehaus Neufahrwasserweg und nun schon seit etlichen Jahren im Stadtteiltreff in der Kastanienallee.

 

 

Auf der Webseite des Kreuzbundes heißt es: „Der Kreuzbund ist offen für alle Menschen, die direkt oder indirekt von einer Abhängigkeit betroffen sind unabhängig von Konfession, sozialem Stand oder sexueller Orientierung. - Dafür ist Herr Schweppe ein Beispiel, denn er ist weder katholisch noch ein Christ. Drei Themen sind bei den Gesprächen dienstags nicht zugelassen: Politik, Glauben und Fußball! - Mission findet nicht statt.

Wir hier sitzen an Tischen im Kreis, bei den Gruppentreffen dienstags sitzen auch alle am Kreis, aber ohne Tische, denn es ist wichtig, dass auch für jeden die Körpersprache der anderen gelesen werden kann. Es geht darum, sich selbst zu reflektieren und von sich selbst zu reden. Auch wenn jemand die ganze Zeit schweigt, redet sein Körper. Solche Gesprächsrunden kennen die Teilnehmer von den Therapien in der Klinik. Zurück im Alltag gerät der Blick auf sich selbst schnell wieder ins abseits und doch ist er so wichtig.

Damit eine Gruppe über so lange Zeit stabil bleibt, ist es nötig, dass immer wieder Neue dazu kommen. So gehört das Vorstellen der Kreuzbundarbeit in der Suchttherapeutischen Abteilung des Vivantes-Klinikums Kaulsdorf  zu den ständigen Aufgaben der ganzen Gruppe. Im Gespräch mit Herrn Schweppe schneiden wir noch manche anderen Themen an: Sucht als Krankheit, Alkoholkonsum als Teil unserer Kultur, Zahl der Suchtkranken, Ersatz einer Sucht durch eine andere, … - alles sehr wichtige und interessante Themen – für die Herr Schweppe ein wichtiger Gesprächspartner ist. Dankbar für das offene Gespräch mit ihm kehrten wir wieder nach Marzahn zurück.